ILIESI


Das ILIESI ist ein Institut des Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR), das Forschungen fördert und entwickelt, welche auf den Wortschatz und diejenigen Sprachen gerichtet sind, in denen das philosophische und wissenschaftliche Denken und allgemeiner die gehobene europäische Kultur von der klassischen Antike bis zur frühen Neuzeit Ausdruck gefunden hat.

In seiner gegenwärtigen Struktur ist das Institut Erbe der Erfahrungen und Kompetenzen zweier vorhergehender Forschungszentren des CNR, die der Erforschung des Denkens der Antike beziehungsweise des europäischen intellektuellen Wortschatzes gewidmet waren. Die Forschungslinien des ILIESI decken folglich ein weites Themen- und Problemfeld ab, das von der klassischen Antike und Spätantike über die Traditionen der griechischen, lateinischen, arabischen und hebräischen Kultur oft bis zu den entscheidenden Jahrhunderten zwischen Renaissance und Aufklärung reicht, die einen Schmelztiegel der Herausbildung grundlegender Begriffskategorien der europäischen Moderne und der Definition selbst des Paradigmas der modernen Wissenschaft  darstellen.

Die Forschungsziele des Instituts sind folglich innerhalb des umfassenden Horizonts der Geschichte der Ideen und der philosophischen Doktrinen anzusiedeln, die in ihrem wechselvollen und komplexen Verlauf die europäische Kulturgeschichte von den Griechen bis zur Aufklärung bestimmt haben. Hierbei geht der methodologische Zugang zu den Texten, in denen jene Kultur Ausdruck gefunden hat, von einer einheitlichen Voraussetzung aus: der Überzeugung, daß die Geistesgeschichte auf besonders rigorose Weise untersucht und rekonstruiert werden kann, indem die wandelbare Gesamtheit der Ausdrucksmittel untersucht wird, die im Laufe der Jahrhunderte Mitgift von Philosophie und Wissenschaften geworden ist, bei gleichzeitiger fester Verankerung in der Konkretheit des schriftlichen Ausdrucks, seiner Tradierung und seiner tatsächlichen Verbreitung.

Wenn man die Technizismen und die Polysemie der kulturellen Terminologie in Erwägung zieht  sowie auch die synchronen und diachronen Verknüpfungen, die zwischen ihren Elementen in deren Übersetzung und Transponierung vom einen zum anderen lexikalen und doktrinalen Kontext bestehen, verpflichtet deren Erforschung zu einer analytischeren Lektüre der Texte und gestattet, indem sie es ermöglicht, häufig nicht offensichtliche semantische Verläufe und textuelle Beziehungen zu erfassen, zu interpretativen Ergebnissen zu gelangen, die sich andernfalls als schwer erreichbar erweisen würden. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen Richtungen, welche die wissenschaftliche Tätigkeit des Instituts einschlägt: Erforschung von Begriffen und Begriffsfamilien, Herausgabe von Lexika, Erstellung von Indizes und Konkordanzen, Einrichtung von Textdatenbanken, Seminare über methodologische und sprachhistorische Probleme, internationale Kolloquien, monographische Untersuchungen.

Die Anwendung informatischer Mittel zur Erforschung der kulturellen Terminologie mittels der Bearbeitung linguistischer und textueller Daten stellt eine Methodologie des Zugangs zur Ideengeschichte dar, die seit Mitte der sechziger Jahre für das Institut charakteristisch ist. Angefangen von der Erstellung lemmatisierter Indizes und Konkordanzen über die Einrichtung von Datenbanken von philosophiegeschichtlich besonders relevanten Texten bis zur jüngsten Aufgabe, die auf die Einrichtung hypertextueller Plattformen und Experimentierung mit Technologien des semantischen Web abzielt, bedienen sich die vom ILIESI emtwickelten Forschungen weitgehend innovativer Methodologien, in denen Computerlinguistik und Computerphilologie, philosophische Lexikographie sowie automatische Verarbeitung linguistischer und textueller Daten konvergieren.

Von sämtlichen Forschungs- und Methodenlinien, auf die bisher kurz eingegangen wurde, zeugen die über 150 Bände, die in den zwei Reihen Elenchos und Lessico Intellettuale Europeo bei Bibliopolis (Neapel) beziehungsweise bei Olschki (Florenz) erschienen sind.